Unser Verein existiert seit über 130 Jahren. Wir blicken einmal zurück und nehmen dich mit auf eine Zeitreise beginnend im Jahr 1888.

Der Verein bezweckt in gemeinsamen Übungen die möglichst allseitige, körperliche Ausbildung seiner Mitglieder

1888 trafen sich die Erbacher Bürger Christian Krahn, Franz Nitze, Franz König, Josef Wenz, Anton Andres, Anton Görner, Johann Hildmann, Karl Korn, Heinrich Kempf, Anton Kremer, Peter Anton Kremer (Schuster Peter), Johann Gourge, Fritz Crass, Josef Fischbach und Christel Görner zur Gründung einer turnerischen Vereinigung. Man nannte sich Turngesellschaft 1888.

Zwar war im Jahre 1881 bereits ein Turnverein entstanden, dessen Aktivitäten aber anscheinend sehr schnell wieder erlahmten, sodass man eben zur Gründung eines neuen Vereines schritt. Von diesem ersten Turnverein übernahm man neben dem Statut (siehe Eingangszitat) auch die Vereinsfahne (eine ehemalige Burschenschaftsfahne von 1848). Diese Fahne war von dem Fähnrich Georg Opfermann in den Verein eingebracht worden. Georg Opfermann war zusammen mit Andreas und Theodor Maurer, Valentin und Johann Bouffier, Jakob Dohn und Johann Liebler Gründungsmitglied dieses Vereins von 1881.

Leider ist uns von der Gründung der Turngesellschaft 1888 Erbach bis zum Jahre 1908 nichts bekannt, weder durch Unterlagen noch durch mündliche Überlieferung! Erst ab 1908 sind wieder Daten verfügbar.

Offensichtlich wurde im Jahre 1908 neben der bereits bestehenden Turngesellschaft 1888 Erbach ein weiterer Turnverein von den Herren Benz, Fischer, Josef Fischbach, Christian Schladt, Johann Leukel, Adam Zerbe und Kraus gegründet, der aber auf Betreiben von Christian Schladt 1911 seine Tätigkeit einstellte und in der Turngesellschaft 1888 Erbach aufging. 1910 wurde Christian Schladt 1. Vorsitzender. Dieses Amt hatte er 25 Jahre lang inne.

Von 1911 bis 1914 war Josef Fischbach Turnwart, Vorturner waren Adam Zerbe, Johann Leukel und Johann Schmidt. Während des 1. Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit. Nach 1918 wurde der Verein wieder aktiv.

Turnwart war von 1918 bis 1930 Johann Schmidt, unterstützt ab 1926/27 von August Herke als 2. Turnwart. Unter Johann Schmidt wurde das Frauenturnen eingeführt, bisher hatte es nur Männerturnen gegeben.

In dieser Zeit entstand auch der Turnplatz am Rhein, das "Turngärtche". Dank der Aktivitäten war man in der Lage, 1927 am Kreisturnfest in Darmstadt, 1928 am Deutschen Turnfest in Köln, 1932 am mittelrheinischen Kreisturnfest in Trier und 1933 am Deutschen Turnfest in Stuttgart teilzunehmen.

Bei der großen Rheintalbeleuchtung 1933 "Der Rhein in Flammen" schrieb der Mainzer Anzeiger: "Der Feuer- und Beleuchtungszauber nahm in Geisenheim seinen Anfang, wo die Rheinflotte unter der Führung des Dampfers Bismarck sich sammelte und dann in geschlossenem Zug wieder ihren Weg rheinaufwärts nahm, mitten durch ein abwechslungsreiches, farbiges Lichtspiel und auf beiden Ufern von fröhlichen Menschen in großer Zahl lebhaft begrüßt. Den Vogel hat zweifellos Erbach abgeschossen, dessen beleuchtete Rheinufer-Front, an der Turner noch eine Pyramide stellten, eine unvergeßliche Feuerwirkung zeigte".

Auch an der Saar-Treuestaffel 1934 nach Ehrenbreitstein beteiligten sich die Erbacher Turner. Zu dem Turnfest in Saarbrücken 1935 fuhr man zum ersten Mal gemeinsam mit den Frauen. Dort führte man gemeinschaftliche Freiübungen vor.

1935 übernahm Theo Siebert den Vereinsvorsitz als Nachfolger von Christian Schladt. Da er bald darauf zu einer Wehrertüchtigungs-Organisation eingezogen wurde, trat Andreas Krechel bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges an seine Stelle.

Am Ostermontag des Jahres 1938 feierte die Turngesellschaft im Hotel Engel ihr 50-jähriges Jubelfest. Die Zeitung schrieb damals unter anderem: "Die Turner brachten die Breslauer-Freiübungen in strammer und guter Haltung zur Vorführung; auch am Barren zeigten sie ihr Können. Die Schülerinnen und Schüler zeigten schöne Tänze sowie Übungen am Eisenring. Den Abschluß der wohlgelungenen Veranstaltung bildeten fröhlicher Tanz bei den Klängen der verstärkten Kapelle Wagner und eine Tombola".

Bereits 1930 konnte August Herke als Turnwart mit seiner Jugendriege beim Kreisturnfest den ersten Preis erringen. Im gleichen Jahr wurde er auch 1. Turnwart (der bisherige 1. Turnwart Johann Schmidt war nach Wiesbaden gezogen) und erhielt die Vorturnernadel vom Turngau Süd-Nassau. Als erster Rheingauer Turner durfte er an der Deutschen Turnschule in Berlin an einem Lehrgang teilnehmen. Während seiner Abwesenheit wurden die Turner von seiner Frau Liesel, geb. Marsula, betreut, die ebenfalls seit 1930 Turnwartin war. An einem zweiten Lehrgang, diesmal für deutsche Tänze, nahm er 1939 zusammen mit Annemarie Kirn (verheiratete Nägler) teil. Als er 1941 in den Krieg musste, war Liesel Herke nicht nur Turnwartin im Verein, sondern auch diejenige, die als Briefschreiberin den Kontakt mit und zwischen den Turnern an der Front aufrecht erhielt.

Nach dem 2. Weltkrieg waren es zwei Turner, die durch ihren außerordentlichen Einsatz die TGS wieder belebten: Richard Kremer jun. und Wilhelm Bouffier.

Die im Krieg zerstörte Turngerätehütte wurde durch den Turnbruder Heinrich Kremer und seine Söhne Richard und Rudolf neu errichtet. In dieser Hütte hielt man auch auf Barren und Pferd sitzend Vorstandssitzungen ab. Zum 1. Vorsitzenden wählte man 1948 Christian Blumensatt, der dieses Amt 1950 an Karl Barth abgab.

In diesen Fünfzigerjahren blühte die Turngesellschaft erneut auf. Am Kerbesonntag im Jahre 1952 veranstaltete die Turngesellschaft Erbach in der Markthalle ein Schauturnen. Die Meisterriege vom VfL Bad Kreuznach sowie Erika Blum von der Turngemeinde Eltville zeigten großartige Leistungen. Die Veranstaltung fand großen Zuspruch bei den Mitgliedern und der Erbacher Bevölkerung.

In der Generalversammlung am 28. Februar 1953 wurde eine Satzung für den Turnverein durch die Mitgliederversammlung beschlossen und in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Eltville eingetragen. Die Versammlung fasste einen weiteren Beschluß: Dem Antrag auf Gründung einer Handballmannschaft wurde zugestimmt. Es entstand eine sehr aktive Mannschaft, die sogar an Meisterschaftsrunden im Feldhandball teilnahm. Im April 1954 wurde das erste Handballturnier der Erbacher Turngesellschaft auf dem Sportplatz ausgeschrieben. Der Eintrittspreis betrug damals DM 0,80. Abteilungsleiter der Handballer war Hermann Schladt und Technischer Leiter Adolf Heynal.

Auch konnte ab 1954 die Geselligkeit im Verein wieder gepflegt werden. Der Vorstand veranstaltete ein "Närrisches Beisammensein" in der Bahnhofsgaststätte sowie einen großen Maskenball im Gasthaus "Zum Engel". Der Maskenball wurde, solange der Saal im Gasthaus "Engel" zur Verfügung stand, jedes Jahr durchgeführt. Viele Jahre konnte dieser Maskenball gemeinsam mit dem Schützenverein veranstaltet werden. Hinzu kamen Wanderungen, gemeinsame Fahrten, ein Familienabend im November und eine kleine Weihnachtsfeier.

Zu dem traditionellen Turnerball wurde alljährlich am Ostermontag eingeladen. Der Ball fand ebenfalls im Saal des Gasthauses "Zum Engel" statt. Innerhalb dieser Veranstaltung wurde auch ein turnerisches Programm vorgestellt, das mitunter bis zu eineinhalb Stunden dauerte. Die damaligen Turnwarte Paul Bär, Herta Marsula, Liesel Meckel und Heinz Eckert bereiteten die turnerischen Darbietungen vor. 30 Plakate warben jeweils für diesen Turnerball. Laut den Niederschriften waren diese Turnerbälle in den ersten Jahren große Erfolge.

Das Kinderturnen wurde von Wilhelm Bouffier und Herta Marsula, später zusammen mit ihrer Tochter Ellen Marsula, geleitet. Frauenturnwarte waren Edith von Qetinger, Frau Waldschmidt und Liesel Meckel. Für das Männerturnen war von 1953 bis 1964 Paul Bär als Turnwart zuständig. Man besuchte die meisten Landes-, Gau- und Bergturnfeste.

Im Jahre 1962 wurden die ersten Vorbereitungen für den Bau eines Umkleidehauses am neuen Sportplatz gestartet. Pläne über die Gestaltung lagen bereits vor. Im Oktober wurde ein Antrag an die Gemeindeverwaltung auf Bewilligung eines ersten Zuschusses von DM 1.500,- gestellt. Mit einem Rundschreiben wurden alle Mitglieder um eine Geldspende gebeten. Als freiwillige Helfer zum Bau des Umkleidehauses meldeten sich Anton Schneider, Sepp Niebler, Kurt Enders, Helmut Korn, Willi Kowald, Josef Staab, Walter Görner, Wilhelm Bouffier, Rudolf Kremer und Karl Barth.

Im April 1963 wurden die Bauarbeiten am Umkleidehaus, die den Winter über ruhten, wieder aufgenommen. Der Baufortschritt war sehr schleppend, da die Gruppe der Helfer immer kleiner wurde. Noch 1967 wurde in einer Mitgliederversammlung kritisiert, dass die Eigenhilfe durch die Mitglieder am Umkleidehaus sehr unzureichend sei. Doch auch dieser Bau wurde endlich fertig, und die Aktiven des Vereins konnten endlich die Räumlichkeiten nutzen.

1963 war das Jahr des 75-jährigen Bestehens der Turngesellschaft Erbach. Unter dem Vorsitz von Hanns Crass (1962-1968) wurde das Vereinsjubiläum mit Kommers und dem Gau-Altersturnfest gefeiert. Diese Jubiläumsfeier fand am 14. September 1963 im Saal des Gasthauses "Zum Engel" statt. Das Fest begann samstags mit einem feierlichen Kommers. Aufgelockert wurde das Programm durch die Turnerinnen der Gauriege mit Vorführungen am Stufenbarren und Gymnastik. Den musikalischen Teil gestalteten der Musikverein "Harmonie Kiedrich" und der Erbacher Gesangverein "Freundesbund". Niemand anders als Christian Schladt, langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender, konnte die Geschichte der 75-jährigen Turngesellschaft in seiner Festrede besser würdigen als er selbst. Das bewegte Auf und Ab dieser Jahrzehnte wurde noch einmal gegenwärtig. Am Sonntag fand dann das Gau-Altersturnen auf dem Sportplatz statt. Dieser Tag wurde zu einem glanzvollen Abschluss des Jubiläumsfestes.

Probleme bereitete nach wie vor der Umstand, dass keine geeignete Übungsstätte (Turnhalle) vorhanden war. Man behalf sich damit, dass man im Winter im "Crasse-Saal" die Übungsstunden abhielt, wobei in den ersten Nachkriegsjahren Briketts zum Heizen des Ofens mitgebracht werden mußten. Im Sommer konnte man im "Turngärtche" zumindest bei gutem Wetter turnen. Dieses "Turngärtche" musste im Zuge des Umgehungsstraßenbaus Anfang der Sechzigerjahre aufgegeben werden, danach stand der neue Sportplatz an der Jahnstraße zur Verfügung.

Am 24.4.1963 wurde die erste "Hausfrauen"-Gymnastikstunde unter der Leitung von Ellen Sauer, geb. Marsula durchgeführt, die im Jubiläumsjahr 1988 ihr 25-jähriges Bestehen feiern konnte. In diesen Jahren entstand auch erneut eine Volkstanzgruppe, die von Wilhelm Bouffier ins Leben gerufen wurde und von Hildegard Kremer bis heute weitergeführt wird. Wilhelm Bouffier übernahm dann auch 1968 die Stelle des 1. Vorsitzenden, die er bis 1972 innehatte. Abgelöst wurde er von Franz Holland, der dieses Amt nach einem Jahr an Baldi Nägler übergab.

Im Jahre 1971 wurde erstmals der Jedermannslauf von der Turngesellschaft Erbach durchgeführt. Der Verein hatte eine sogenannte Schwellstaffel über 100 m, 200 m, 400 m, 800 m und 1.500 m ausgeschrieben. Im Anschluss fand noch der Jedermannslauf über 3.500 m statt, unterteilt nach einzelnen Jahrgängen. Abschließend kam man zur Siegerehrung zusammen und der Jedermannslauf fand bei gemütlichem Beisammensein seinen Ausklang. Im Rahmen der Eltviller Stadtmeisterschaften findet diese Veranstaltung weiterhin jedes Jahr statt.

Ab 1967 waren Gertrud und Roland Knobloch Übungsleiter, zunächst für die Mädchen ab 14 und ab 1969 für die gesamte Kinderabteilung und die Jugendlichen. Zu dieser Zeit stand nach einem Brand der Saal des Gasthauses "Zum Engel" nicht mehr zur Verfügung, es wurde daher in der Aula der Grundschule geturnt. Unterstützt werden Knoblochs seit 1978 von Margot Leukel und Karin Hoffmann.

Auf Initiative von Irmgard Kloos entstand im Mai 1973 die Turngruppe "Club 73", eine Gymnastikstunde für die Frau ab 50, die von Ellen Sauer geleitet wurde. Für die Kleinsten und ihre Mütter führte man die Turnstunde "Mutter und Kind" ein. Erste Übungsleiterin war Hiltrud Sälzer. Das  besteht bis heute und wird vorwiegend von den Müttern der Kinder getragen.

Im Jahre 1976 wurde Josef Niebler 1. Vorsitzender. Im gleichen Jahr wurde zur Freude der Turner die "Erbacher Halle" fertiggestellt, die nun als Turnhalle genutzt werden konnte. Dadurch war es möglich, zwei weitere Abteilungen zu gründen: zum einen die Gruppe ,,Er und Sie" mit Übungsleiter Paul Bär sowie die Gruppe "Jedermann" mit Herbert Schwarz an der Spitze.

Ihr 90-jähriges Bestehen konnte die Turngesellschaft Erbach im November 1978 in der neuen "Erbacher Halle" feiern. ,,90 Jahre haben die Mitglieder, die Vorstände, die Übungsleiter und die aktiven Sportler die Turngesellschaft Erbach durch alle Höhen und Tiefen geführt", betonte Paul Bär in seiner Festansprache. Mit der Fertigstellung der "Erbacher Halle" Ende 1976 ist ein alter Traum des Vereins verwirklicht worden. Durch die Inbetriebnahme der Sporthalle nahm der Sportbetrieb des Turnvereins einen unerwarteten Aufschwung. Innerhalb eines Jahres stieg die Mitgliederzahl von 350 auf fast 500 Mitglieder an. Nach den offiziellen Reden zeigten die einzelnen Abteilungen ihr Können. Eine vollbesetzte Halle bestätigte dem Verein das Interesse der Mitglieder und der Gäste an seinem sportlichen Angebot. Zuvor hatte der 1. Vorsitzende Josef Niebler das Jubiläum zum Anlass genommen, besonders treuen Mitgliedern die Ehrennadel des Vereins zu überreichen.

1983 wählte man Paul Bär zum 1. Vorsitzenden der TGS. Er initiierte den Kauf einer neuen Fahne, die am 5.10.1984 geweiht wurde. Dieser Kauf war nötig geworden, weil die alten Fahnen stark beschädigt waren und zu offiziellen Anlässen nicht mehr benutzt werden konnten. Im Rahmen eines festlichen  ökumenischen Gottesdienstes wurde die Weihe der Fahne vorgenommen. Anschließend traf sich die Turnerfamilie im Erbacher Pfarrzentrum, um dieses Ereignis gebührend zu feiern. Der von den Turnerinnen in den Vereinsfarben Blau-Weiß festlich geschmückte Saal bildete den würdigen Rahmen. Die Festrede des Vorsitzenden schloß mit dem Satz: ,,Möge die neue Fahne die Turngesellschaft Erbach durch die Zukunft geleiten und allen, von der Jugend bis zum Alter, Freude schenken bis hin zum letzten Geleit."

Das Deutsche Turnfest in Berlin 1987 war das Ziel von neun Turnfreunden. Fünf davon, nämlich drei Frauen und zwei Männer, nahmen an den Wettkämpfen erfolgreich teil. Zum Andenken an dieses Ereignis brachten sie außer einer Fahnenschleife eine junge Eiche mit, die in die Grünfläche am Turnerheim eingepflanzt wurde.

Da dem Verein bisher ein geeigneter Vereinsraum gefehlt hatte, fasste der Vorstand 1986 den Beschluss, das Gerätehaus am Sportplatz zu einem Vereinsheim auszubauen. Die schwierigste Aufgabe, die Planung und die Koordination der Arbeiten, übernahm Paul Bär. Diese Um- und Ausbaumaßnahme wurde in Eigenleistung durch die Turnerinnen und Turner erbracht. Die Einweihungsfeier wird den geladenen Gästen noch in guter Erinnerung sein, denn: Die Turner verstehen auch, zu feiern.

Das Angebot hat sich im Laufe der Jahre um weitere Sportarten erweitert, so entstand z.B. 1999 auf Initiative von Carsten Wenzlaff eine Volleyballgruppe. Die jüngste Abteilung der TGS ist eine Bandminton-Gruppe, die 1999 von Karl-Heinz Walter und Heinz Muskalla gegründet wurde.